In Zeiten der Globalisierung sind die Weltsprachen Englisch und Chinesisch. Doch die erste bekannte Weltsprache ist heute, wenn überhaupt, nur noch ein exotischer Name: Aramäisch. Um die Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. adoptierte das persische Großreich Sprache und Schrift eines politisch wenig bedeutenden Gebietes und machte sie durch die imperiale Verwaltung zu einem maßgeblichen Kulturträger von Ägypten bis Indien. Aramäisch prägte Politik, Recht, Literatur und Religion der Alten Welt. In den Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam lebt dieses „Weltreich der Schreiber“ bis heute weiter. Der Vortrag zeigt die 3.000-jährige Geschichte des Aramäischen und die Gründe für dessen Erfolg.
Referent: Holger Gzella ist Ordinarius für Alttestamentliche Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und hatte bis 2019 den Lehrstuhl für Hebräisch und Aramäisch an der Universität Leiden inne. Er gehört weltweit zu den renommiertesten Experten für die aramäische Sprache, und ist Ordentliches Mitglied der Academia Europaea sowie der Königlich-Niederländischen Akademie der Wissenschaften.